Mo­ni­to­ring­be­richt 2025: Wett­be­werb bleibt Sta­bi­li­täts­an­ker der Ener­gie­märk­te

Ausgabejahr 2025
Erscheinungsdatum 26.11.2025

Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben heute ihren gemeinsamen Monitoringbericht 2025 zu den Entwicklungen auf den deutschen Strom- und Gasmärkten veröffentlicht. Der Bericht, der in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal erscheint, analysiert vor allem die Daten des Jahres 2024 und berücksichtigt bereits relevante Entwicklungen aus dem Jahr 2025. Seit seiner Einführung im Zuge der EnWG-Novelle 2005 schafft der Bericht verlässliche Markttransparenz und liefert wichtige Impulse für Wettbewerb, Liberalisierung und Versorgungssicherheit.

"Die Entflechtung von Erzeugung, Netz und Vertrieb hat sich aus wettbewerblicher Sicht als Erfolgsgeschichte erwiesen", erklärt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. "Im Bereich der Strom- und Gasvertriebsmärkte beobachten wir inzwischen eine Vielfalt an Angeboten, die weit über die ursprünglichen Erwartungen hinausgeht." Zu Beginn der Liberalisierung stand den meisten Kundinnen und Kunden nur ein Lieferant zur Auswahl; 2024 konnten Haushalte bereits zwischen 139 Strom- und 108 Gasanbietern wählen. Auf diesen Märkten ist seit über einem Jahrzehnt kein Anbieter mehr als marktbeherrschend anzusehen.

Die Lieferantenwechselquoten erreichten 2024 neue Rekordstände. "Die Zahlen zeigen, dass Verbraucher heute mehr Möglichkeiten denn je haben, den für sie passenden Tarif auszuwählen", erklärt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Trotz der Herausforderungen der Energiekrise 2022/2023 bewies der Markt seine Widerstandsfähigkeit und hat sich 2024 stabilisiert. Das zeigt sich auch am Rückgang der Anteile der Strom- und Gaskundinnen und -kunden in der Grundversorgung, die 2024 wieder dem langfristigen Trend folgten. Im Strombereich lag der Anteil der Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung nur noch bei rund 22 Prozent, im Gasbereich sogar bei nur rund 16 Prozent.

Hohe Wechselbereitschaft und leicht sinkende Energiepreise

Das Vertrauen in funktionierende Marktmechanismen zeigt sich erneut bei den Lieferantenwechseln: 2024 wechselten rund 7,1 Millionen Stromkundinnen und -kunden ihren Anbieter – ein Plus von 18 Prozent und ein neues Allzeithoch. Die Wechselquote lag bei rund 14 Prozent, zusätzlich nahmen über 3,3 Millionen Kundinnen und Kunden Vertragsanpassungen beim bisherigen Lieferanten vor. Auch im Gasmarkt erreichten die Wechsel mit rund 2,3 Millionen Haushalten einen Rekordwert (Vorjahr 1,8 Mio.). Die Wechselquote betrug etwa 17 Prozent; rund 1,2 Millionen Gaskundinnen und -kunden passten ihre Verträge selbständig an.

Preislich zeigte sich im Frühjahr 2025 eine gewisse Entspannung. Haushaltskundinnen und -kunden zahlten für Strom durchschnittlich 40,1 ct/kWh und damit etwa 4 Prozent weniger als im Vorjahr und für Gas 12,13 ct/kWh (rund 3 Prozent weniger). Mit der seit 2025 geltenden Pflicht für Stromlieferanten, mindestens einen dynamischen Tarif anzubieten, nimmt die Bedeutung flexibler, verbrauchsnaher Produkte weiter zu.

Auch die Preise für Industrie- und Gewerbekunden sanken. So betrug der Strompreis rund 6 Prozent weniger als der durchschnittliche Vertragspreis des Vorjahres, und im Gasbereich setzte sich der Preisrückgang in der Tendenz ebenfalls weiter fort.

Die Preisrückgänge sind vor allem auf deutlich niedrigere Großhandelspreise und eine hohe Marktliquidität zurückzuführen. Die teils sehr hohen Preisspitzen während sogenannter Dunkelflauten wurden von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt untersucht. Hinweise auf missbräuchliches Verhalten ergaben sich nicht.

Wandel in der Stromerzeugung

Neben der Marktentwicklung zeigt der Bericht auch den tiefgreifenden Wandel in der Stromerzeugung, der zunehmend von erneuerbaren Energien geprägt ist. "Die Energiewende zeigt klare Fortschritte. Im Jahr 2024 stammten bereits 54 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen – eine enorme Steigerung gegenüber 2005", so Klaus Müller.

Seit 2005 hat sich der Energiemix deutlich von fossilen und nuklearen hin zu erneuerbaren Quellen verschoben. 2024 ging die Stromproduktion aus Braunkohle um 9 Prozent und aus Steinkohle um 30 Prozent zurück – bedingt durch Kraftwerksstillegungen, den weiteren Ausbau der Erneuerbaren und niedrige Gasgroßhandelspreise. Deutlich zugenommen hat die Stromerzeugung aus Solarenergie (+18,6 Prozent), Wasserkraft (+13,3 Prozent) und Offshore‑Wind (+9,4 Prozent), während Onshore‑Wind infolge eines windärmeren Herbstes 2024 um 3,3 Prozent zurückging.

Marktkonzentration

Bei der konventionellen Stromerzeugung haben die fünf größten Unternehmen einen gemeinsamen Anteil von rund 55 Prozent. RWE bleibt Marktführer. "An diesen Anteilswerten ist jedoch der marktmachtsteigernde Effekt von Kraftwerksstilllegungen nicht ablesbar. Die deutliche Verringerung der marktlich einsetzbaren konventionellen Kapazitäten – vor allem durch die Rückkehr zum ursprünglichen Kohleausstiegspfad – hat die Marktmacht insbesondere der größten Erzeuger spürbar erhöht“, erklärt Andreas Mundt. "Bei insgesamt knapperen Kapazitäten werden die verbleibenden Anlagen häufiger unverzichtbar für die Deckung der Nachfrage."

Auch der Gasmarkt hat sich seit dem ersten Monitoringbericht grundlegend verändert. Nach dem Wegfall russischer Pipelineimporte fungiert Deutschland heute als wichtiger europäischer Import-Hub, mit stärkerer Ausrichtung auf LNG und Lieferungen aus Nordeuropa. Anders als im Vertrieb bleibt die Marktkonzentration bei den Gasspeichern weiterhin sehr hoch.

Der aktuelle Bericht sowie weitere Informationen sind unter www.bundesnetzagentur.de/monitoringberichte veröffentlicht.

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